Miteinander reden
Kaum eine Beziehung beginnt, ohne dass wir miteinander reden, dass wir uns erzählen, wer wir sind, was wir erlebt haben, wie es uns geht. Wir erleben im anderen einen Menschen, der uns versteht, dem wir uns gern anvertrauen und dem wir am liebsten alles erzählen würden. Im Lauf der Zeit werden diese Art Gespräche bei den meisten aus vielerlei Gründen immer seltener. Bis es irgendwann heißt: „Schatz, wir müssen reden!“
Probleme sind wie Goldfische – sie wachsen, wenn man sie füttert
Miteinander reden in der Partnerschaft heißt dann für viele nur noch: Problemgespräche führen. Wenn wir aber nur noch miteinander reden, um Probleme zu besprechen, nimmt die Lust auf das Reden mit dem Partner immer mehr ab. Im schlimmsten Fall wird dann die meiste Zeit geschwiegen, unterbrochen nur noch von Kräfte zehrenden Streitigkeiten. Dabei ist die Grundidee nicht einmal falsch: Wir denken, wenn wir einfach mehr miteinander sprechen würden, wären viele Probleme zu lösen.
Oft fangen wir aber erst dann an zu reden, wenn wir schon lange über ein Problem nachgedacht haben. Dann ist das Gespräch aber oft kein Gespräch mehr, sondern eine Mitteilung, was der andere in unseren Augen falsch gemacht hat. So endet das Miteinander reden schnell in einer Sackgasse: Der Partner mauert und das Gespräch fährt gegen die Wand.
Wenn Reden zum Problem wird
Eine andere Falle, in die wir uns oft begeben, ist die Hoffnung, Dinge, die uns stören oder verletzt haben, dadurch aus der Welt schaffen zu können, dass wir sie dem anderen sagen. Auf eine fast kindliche Weise hoffen wir dann, dass der Partner uns unseren Schmerz abnimmt und sein Verhalten ändert, wenn er nur wüsste, wie sehr uns etwas nervt oder verletzt hat. Dann wollen wir im Grunde nicht wirklich mit dem anderen reden, sondern erreichen, dass der Partner seinen Fehler „einsieht“ und Abhilfe verspricht. Wenn wir so miteinander reden, wird das Miteinander-Reden selbst zu einem Problem.
Gute Gespräche nutzen der Partnerschaft
Gute Gespräche entstehen immer dann, wenn das Ergebnis offen ist und wenn beide Partner bereit sind, dem anderen zuzuhören und dessen Meinung gelten zu lassen. Wenn wir also den anderen fragen, wie etwas ist und wie es ihm geht, und nicht schon von vornherein glauben zu wissen, warum er oder sie etwas so oder so gemacht hat und was in seinem Kopf vermutlich vorgegangen ist.
Für eine gelingende Partnerschaft ist es wichtig, als Paar eine Kultur des Miteinander-Redens zu entwickeln und wachzuhalten, in der beide Partner sich aufgehoben fühlen. Und in der beide Partner Raum haben - und zwar mit allen Facetten ihres Daseins. Also vor allem auch mit den positiven Dingen und Themen im Leben der beiden und ihrer Partnerschaft. Wenn wir häufig darüber reden, wie es uns geht und was uns am Partner gefällt, ist es auch möglich, störende Dinge frühzeitig zu benennen und es dabei zu belassen, dass der andere unser Anliegen gehört hat - also dass das angekommen ist, was wir sagen. Natürlich braucht es dazu einiges an Vertrauen. Und gleichzeitig kann dieses Vertrauen jedes Mal ein Stück wachsen, wenn wir den Mut haben, uns dem anderen unverstellt zu zeigen.