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Sich entschuldigen

Wenn Sie Ihre Jugend in den 70er Jahren verbracht haben, dann kennen Sie wahrscheinlich den Film "Love Story". Eine herzzerreißende Liebesgeschichte, bei der die weibliche Hauptfigur Jenny unheilbar an Leukämie erkrankt. „Sich lieben heißt, nie um Entschuldigung zu bitten“, sagt die Heldin Jenny bei einer Versöhnung zu ihrem Mann Oliver, der sich bei ihr entschuldigen will. Wow! Das ist wirklich ganz großes Gefühlskino. Hollywood at it´s best. Kein Auge bleibt hier trocken. Sie verzeiht ihm – auch wenn er noch so verletzend war – ganz ohne Worte, einfach so: So hätten wir es gerne, das Leben, und deshalb werden solche hinreißenden Gefühlsduseleien ja auch produziert.

Liebe macht verletzlich

So hätten wir es gerne, doch so ist es nicht. „Sich lieben heißt, nie um Entschuldigung zu bitten“ –  im realen Leben ist das, mit Verlaub, grober Unsinn. In Wahrheit ist es nirgendwo wichtiger, Entschuldigung zu sagen oder auch mal um Entschuldigung zu bitten, als in der Liebe. Nirgendwo ist die Nähe zum Anderen so groß wie in der Liebe. Nirgendwo sind wir so verletzbar wie in der Partnerschaft. Nirgendwo verletzen wir selber so sehr – auch wenn wir das möglicherweise gar nicht vorhaben – wie in der Liebe.

In der Hitze des Gefechtes, wenn wir uns streiten, sagen wir alle mal etwas, was wir später bereuen. Sich dann zu entschuldigen, das ist die einfachste Art, den Frieden wieder herzustellen. Dazu reicht ein einfaches „Tut mir leid“ aus. Das geht nicht nur schnell, es wirkt auch sofort: Die Stimmung in der Beziehung wird besser.

Entschuldigen – aber ehrlich

Sich zu entschuldigen ist nach einem Streit immer eine gute Idee. Doch Vorsicht, alleine aus taktischen Gründen eine Entschuldigung vorzubringen, zum Beispiel um den Anderen zu besänftigen, das hilft nicht. Denn für die Entschuldigung gibt es eine Regel: Entschuldigungen sollten immer ehrlich gemeint sein. Denn genauso wichtig wie das, was Sie sagen, ist Ihre innere Haltung. Denken Sie: Es war völlig richtig, dass ich sie als naive Gans bezeichnet habe, dann hilft auch die wortgewandteste Entschuldigung nicht weiter. Im Grunde ist die innere Einstellung sogar noch wichtiger als das, was Sie sagen. Eine Entschuldigung sollte also niemals taktisch erfolgen. Entschuldigen Sie sich also nicht für etwas nur um der lieben Ruhe willen. Fragen Sie sich lieber aufrichtig, welche Äußerungen Sie – jetzt, im Nachhinein – wirklich bedauern.

Entschuldigen Sie sich für die Folgen

Nun kann es aber sein, dass Sie sich keiner Verfehlung bewusst sind. Kein scharfer Ton, kein unangemessenes Wort, an das Sie sich erinnern können. Sie haben lange nachgedacht, doch da ist nichts. Wenn Sie rein gar nichts finden, wofür Sie sich entschuldigen mögen, dann können Sie ausnahmsweise mal etwas von den Politikern lernen. Die entschuldigen sich nämlich oft nicht für das, was sie getan oder gesagt haben, sondern für das, was sie mit ihren Taten oder Worten angerichtet haben. Ein Beispiel: „Es tut mir leid, dass dich meine Worte (oder das, was ich gemacht habe) so verletzt haben.“ Auch solch ein „Es tut mir leid“ wirkt oft wahre Wunder an Stimmungsverbesserung. Und eine bessere Stimmung ist eine wichtige Grundlage für ein Gespräch, in dem Sie gemeinsam eine Lösung finden. Das hat wiederum einen körperlichen Grund. Der Körper schüttet nämlich bei einer Wiederannäherung an den Anderen das Bindungshormon Oxytocin aus. Bei zugewandten Worten, bei Berührungen, bei der Sexualität. Und mit einer großen Portion Oxytocin im Blut fällt Menschen das Suchen und Finden von Kompromissen leichter.