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Kritik

Zwischen einem glücklichen Paar und einem unglücklichen gibt es manchmal nur sehr geringe Unterschiede. Auch ein unglückliches Paar streitet sich ab und an und verträgt sich wieder. Auch das unglückliche Paar lacht über gemeinsame Urlaubserlebnisse, plant den Wochenendeinkauf oder den nächsten Kino- oder Theaterbesuch. Aber wenn ein unglückliches Paar nach Hause kommt, dann entspinnen sich oft frustrierende Wortwechsel.

Doris und Peter

„Carla hat heute wieder so komisch mit Barbara getuschelt“, sagt Doris zu Peter.
„Ach, du und diese Carla. Dass du deren Gequatsche aber auch so wichtig findest!“, sagt Peter, ohne von seiner Computerzeitschrift aufzuschauen.
Als Doris noch einmal nachsetzen will, wirft Peter genervt die Augen zum Himmel und murmelt: „Immer dieser Zickenkrieg bei euch im Büro“. Damit ist für Peter der Fall erledigt und Doris schweigt zunächst einmal verärgert. Später geht sie dann zur Tagesordnung über. Mit Männern kann man eben doch nicht reden!

Was für ein deprimierender Wortwechsel! Das war zunächst einmal eine Kritik. Es folgte eine abwertende Geste von Peter – die Augen verdrehen – und zum Schluss auch noch eine verächtliche Äußerung. Und das alles in gerade einmal fünfzehn Sekunden!

Früher war es ein männliches Vorrecht, ihre Frauen herablassend und mit Kritik zu behandeln. So wie Peter es gerade mit Doris gemacht hat. Diese Zeiten sind vorbei. Heute besteht in diesem Punkt zwischen den Geschlechtern kaum ein Unterschied. Auch Frauen sind genervt und wollen ihren Männer nicht zuhören. Auch Frauen werfen die Augen zum Himmel und lassen das Allerwichtigste vermissen, was wir in einer Partnerschaft suchen: Respekt und Verständnis.

Was kann ich tun?

Überprüfen Sie bitte Ihr eigenes Gesprächsverhalten:

Wenn Sie auch nur auf eine dieser drei Fragen mit Ja geantwortet haben, dann sollten Sie sich über schlechte Stimmungen in Ihrer Beziehung nicht wundern. Ihr Partner ist nicht mit Ihnen zusammen, um nach einem schwierigen Tag von Ihnen zu hören, was er alles falsch gemacht hat. Er möchte akzeptiert werden und möchte spüren, dass Sie auf seiner Seite sind. Ohne Abstriche. Ihre Aufgabe in einer Partnerschaft ist es, dem Anderen Verständnis zu zeigen und sich hinter ihn zu stellen. Die Devise einer glücklichen Beziehung lautet nicht "Allein gegen alle", sondern "Gemeinsam gegen der Rest der Welt". Stärken Sie ihm, stärken Sie ihr also den Rücken. Tun Sie das nicht, dann gefährden sie Ihre Beziehung.

Auf Kritik reagiert der Partner selten mit Einsicht

Nun kann es aber sein, dass Ihr Partner ewig und immer seine Schuhe mitten im Weg stehen lässt, seine Tasche noch dazu und in der Küche liegt dann sein Mantel. Sollen Sie so etwas in Zukunft einfach hinnehmen, auch wenn es Sie noch so sehr nervt? Ist da nicht doch – ausnahmsweise, versteht sich – einmal eine geharnischte Kritik erlaubt?

Sie können das tun, sollten sich dann aber nicht wundern, wenn Sie bei Ihrem Partner keinesfalls auf Einsicht stoßen, sondern im Anschluss an Ihre Kritik ebenfalls eine Kritik zu hören bekommen. Dass Sie zu pingelig sind, zum Beispiel. Oder dass Sie neulich den Frühstücksteller samt Kaffeetasse in der Küche haben stehen lassen. Mit einem anderen Vorgehen kommen Sie besser und schneller an Ihr Ziel. Versuchen Sie es doch mal mit Wünschen!

Und wie reagieren Sie eigentlich auf eine Kritik? Hand aufs Herz! Gelingt es Ihnen, ganz sachlich auf eine Kritik einzugehen? Oder neigen Sie – wie über 90 Prozent aller Menschen – dazu, sich in der Partnerschaft bei Kritik mit einer Gegenkritik zu revanchieren? Warum reagieren Partner eigentlich auf diese Weise? Weil Sie sich nicht geliebt fühlen. Sie fühlen sich angegriffen und wollen sich verteidigen.