die-partnerschaftsberater

Julia Bellabarba
Internationale Paarbeziehungen

Ein Beitrag von der Partnerschaftsberaterin Julia Bellabarba

Berlin wird immer mehr zur internationalen Metropole und internationale Paare, die hier leben, stehen vor besonderen Herausforderungen. Ich arbeite hauptsächlich mit Paaren, die kulturelle Differenzen aufweisen und sich in internationalen Lebens- und Arbeitswelten bewegen. Manchmal sind beide Partner gemeinsam (aus dem englischsprachigen Raum) nach Berlin gezogen, manchmal haben sie sich hier kennengelernt und leben miteinander so etwas wie „home away from home“ und manchmal sind beide Partner nicht englischsprachig aufgewachsen, kommen aus den unterschiedlichsten Ländern und haben Englisch als ihre Beziehungssprache gewählt.

Zusätzlich zu kulturellen und sprachlichen Differenzen, leiden diese Paare häufig unter Gefühlen der Entwurzelung, es fehlen die Herkunftsfamilie, alte Freunde und die vertraute Umgebung. In Zeiten der Globalisierung werden diese „uncoolen“ Gefühle zwar nicht unbedingt offen angesprochen, belasten die Beziehung jedoch unterschwellig, besonders wenn der eine Partner mehr davon betroffen ist als der andere.  Wenn dann Unterschiede in der Anpassungsfähigkeit und -bereitschaft an das neue Umfeld zu sehr polarisieren, kommen die Paare in meine Praxis und schildern typische Muster so: „Du gibt’s Dir keine Mühe!“ ist der Vorwurf des Einen, „Du siehst meine Einsamkeit nicht!“ ist der Vorwurf des Anderen.

Mangelnde soziale Netzwerke und fehlende familiäre Unterstützung führen mitunter auch zu einer Überforderung der Liebe. Dem einen Partner kommt dann die Aufgabe zu, als Ersatz für Eltern, Geschwister, alte Freunde und Wurzeln zu funktionieren. Langfristig können sich dann Abhängigkeitsmuster entwickeln, die eine Partnerschaft zerstören.

Ein weiteres „schwieriges Gefühl“ ist das der Ungerechtigkeit, wenn ein Partner sein Heimatland der Liebe wegen verlassen hat. Das (mehr oder weniger unausgesprochene) Gefühl, ein großes Opfer für die Partnerschaft erbracht zu haben, kann dazu führen, dass eine Art innere Gefühlsbuchhaltung geführt wird und die Partner (mehr oder weniger explizit) darüber streiten, wer mehr in die Beziehung investiert.

Internationale „dual career“ Beziehungen werden darüber hinaus mit der Aufgabe konfrontiert, Erwartungen von zwei internationalen Arbeitgebern unter einen zu Hut bringen zu müssen. Wenn es um den Einsatz für die Karriere und weitere örtliche Wechsel geht, führen die Partner oft erbitterte Kämpfe darüber, welche Karriere wichtiger ist. Und wer -der Beziehung wegen- mehr zurücksteckt.

Wenn mich internationale Paare mit Trennungsabsichten oder -befürchtungen aufsuchen, stehen große Ängste im Vordergrund. Die Partner wissen meistens, dass sie riskieren, bei einer Trennung die Nähe zu den Kindern zu verlieren. Das heißt dann: die Beziehungsdynamik ist in diesen Fällen (sowohl positiv als auch negativ) durch die Tatsache geprägt, dass eine Entscheidung gegen die Fortsetzung der Ehe einen geographischen Wechsel über große Distanz mit sich bringt und eine Fortsetzung der Beziehung zu den Kindern in Frage stellt.

Meine Arbeit mit diesen Paaren ist nicht grundsätzlich anders als die mit „normalen“ deutschen Paaren. Angemessen, hilfreich und professionell ist die therapeutische Arbeit, wenn sowohl allgemeine Konfliktmuster, die alle Paare in Krisensituationen aufweisen, als auch das spezifische der Multikulti-Paarbeziehung erkannt und angesprochen werden können.